NRW/Bochum – Oguzhan C., sowie sein Sohn und Geschäftsführer Sertac C., sollen mit ihrer Firma Medican im ganz großen Stil beim Corona-Schnelltestbetrug mitgespielt haben. Die Schadenssumme wird auf aktuell zehn Millionen Euro geschätzt. Es ist davon auszugehen, dass dies nur die Spitze des Eisberges ist. Da ist bestimmt noch richtig Luft nach oben.
Seit mehr als einer Woche sitzen die beiden Chefs der Schnelltest-Kette MediCan – von dem Unternehmen wurden mehr als 100 Schnelltestzentren betrieben – in Untersuchungshaft. Die Staatsanwaltschaft Bochum hatte gegen den Inhaber Oguzhan C. und seinen Sohn und Geschäftsführer Sertac C. Haftbefehle erlassen, weil sie als ärztliche Zentren abgerechnet haben sollen, obwohl ihnen dafür die Voraussetzung fehlte. Das berichtet unter anderem die SZ, wie auch der WDR, die den Corona-Goldgräbern durch Recherchen auf die Schliche gekommen waren. Das Netzwerk hatte herausgefunden, dass Medican die Zahlen von Corona-Tests geschönt haben soll. An einem Standort auf dem Parkplatz vor einem großen Möbelhaus in Essen zum Beispiel soll Medican mehr als 1.700 Tests an einem Tag durchgeführt haben. Tatsächlich sollen jedoch nur 550 Menschen getestest worden sein. Abrechnen können die Teststellen pro Bürgertest 18 Euro.
Zudem sollen die mutmaßlichen Betrüger Antigentests zu höheren Preisen beim Bund abgerechnet haben, als sie tatsächlich im Einkauf gekostet hatten. Damit aber noch nicht genug im Corona-Selbstbedienungsladen.
Die Schadenssumme für den Steuerzahler beläuft sich vorläufigen Schätzungen zufolge auf rund 10 Millionen Euro.
„Alle Tests, die er abgerechnet hat, sind auch durchgeführt worden. Wenn es hier Rückforderungen gibt, dann wird das auch in voller Höhe erstattet. Das ist überhaupt keine Frage“, so der Anwalt des Beschuldigten. „Ich glaube einfach, dass man hier möglicherweise auch manches falsch verstanden hat. Aber eine Betrugsabsicht sehe ich dahinter überhaupt nicht.“ Klar, natürlich! Was denn sonst! (SB)