In der „Pandemie“ wird von Kritikern der sogenannten Schutzmaßnahmen gerne Bezug genommen auf Aldous Huxley und George Orwell. Zwei Romane, „Schöne neue Welt“ von Huxley sowie „1984“ von Orwell, spielen dabei eine verblüffend aktuelle Rolle. Beide Werke sind längst klassische Literaturbeispiele für die Demaskierung des totalitären Staats. Über zufriedene Sklaven.
von Max Erdinger
Es ist unter Machtaspekten nicht wichtig, ob es die „Pandemie“ tatsächlich gibt. Wer die Massen kontrollieren will, dem reicht aus, daß die Massen glauben, es gebe eine. Analoges gilt für die Menschengemachtheit des Klimawandels. Es ist nicht wichtig, ob der Klimawandel anthropogene Ursachen hat oder nicht. Wichtig ist, daß die Massen davon überzeugt sind, er hätte sie. Beides wurde erreicht. Die Massen sind mehrheitlich davon überzeugt, daß sie inmitten einer Pandemie leben und daß sich der Klimawandel durch Veränderungen ihres eigenen Verhaltens aufhalten lasse. Die Realität versetzt keine Berge, der Glaube allerdings schon.
Ein Klassiker zur Psychologie der Massen ist das gleichnamige Werk von Gustave le Bon, erschienen im Jahr 1895. Huxleys „Schöne neue Welt“ kam 1932 heraus, und Orwells „1984“ erschien 1949. Orwells dystopische Fabel „Farm der Tiere“ stammt aus dem Jahr 1945, und diese vier Bücher, zusammen mit Elisabeth Noelle-Neumanns „Schweigespirale“ aus dem Jahr 1980, sind essentiell für das Verständnis dessen, was im Zuge von „anthropogener Klimawandel“ und „Pandemie“ abläuft. Ob, und wenn ja, wie lange Huxleys „Schöne neue Welt“ („Brave New World“) in einigen Bundesländern noch abiturrelevanter Stoff im Fach Englisch ist oder bleibt, wäre zugleich ein guter Indikator für die Beantwortung der Frage, ob Kultusministerien noch daran interessiert sein dürfen, ein staatsbürgerliches Bewußtsein für die relevanten Merkmale totalitärer Regierungsformen in den Köpfen der jungen Bürger zu etablieren. So viel steht fest: Der glücklichste – und damit auch in der Masse ungefährlichste Sklave – ist für seine Herren derjenige, der sich selbst gar nicht als Sklaven wahrnimmt, sondern vielmehr davon überzeugt ist, er lebe in völliger Freiheit.
Das Tavistock Institute
Ein interessantes Detail ist die Tatsache, daß Huxley beim Tavistock Institute (TIHR) beschäftigt gewesen ist. Das TIHR (Tavistock Institut For Human Relations) residiert noch heute in der Tabernacle Street zu London und wird naiverweise kategorisiert als „charity“, also als eine Wohlfahrtseinrichtung, was eine gewisse Naivitätsparallele insofern hat, als daß George Soros und Bill Gates- um nur zwei zu nennen – als „Philanthropen“ bezeichnet werden. Das Tavistock-Institut beschäftigt sich mit der Anwendung des sog. „social engineering“ auf jeweils aktuelle Themen und Problemstellungen, beschäftigt sich also grob gesagt seit über 70 Jahren mit der Manipulation der öffentlichen Meinung. Gegründet worden war es offiziell im Jahr 1947, was gut in die Zeit paßt, in der Huxley und Orwell ihre wohl berühmtesten Romane schufen. Es waren die Anfangsjahre desssen, was später dann zum „Kalten Krieg“ wurde, stark verkürzt zu beschreiben als eine fundamentale Spaltung der Welt in einen Teil, der voll auf das Kollektiv setzte (Sowjetunion und Vasallen), und einen, der die Freiheit des Individuums als Banner vor sich hertrug.
Dieser Tage nun wurde ein Briefwechsel zwischen Huxley und Orwell aus dem Jahr 1949 bekannt. Die „Dailymail“ berichtete darüber. Orwell hatte Huxley zuvor über seinen Verleger ein Exemplar seines neuen Romans „1984“ zukommen lassen. Thema des Antwortbriefes von Huxley an Orwell ist die „ultimative Revolution“. Die wird von Huxley im Brief beschrieben als eine, die außerhalb von Politik und Wirtschaft liegt und den totalen Umsturz sowohl der individuellen Psychologie als auch Physiologie beabsichtigt. Huxleys Meinung nach würde sich die herrschende Oligarchie als Treiber der ultimativen Revolution entpuppen, eine Oligarchie, die effizientere Wege zur Sicherung ihrer Macht finden würde, als per Zwang und offensichtlicher Unterdrückung zu regieren – und daß diese neuen Wege dem ähneln würden, was er selbst in seinem Roman „Schöne Neue Welt“ beschrieben hatte. Bei der „ultimativen Revolution“ geht es also um eine „umgedrehte Revolution“, bei der nicht das Volk gegen seine Herrscher aufsteht, sondern die Herrscher dafür sorgen, daß es künftig gar nicht mehr aufstehen kann.
Gegenwartsbezug
Was mich immer wieder verblüfft, ist, wie schnell dieser Tage Informationen wirkungslos verpuffen. Gerade in den vergangenen anderthalb Jahren gab es Meldungen, die eigentlich ein langanhaltendes Interesse der Allgemeinheit hätten finden müssen. Da war die manipulierte US-Wahl 2020, von der sich erst dieser Tage herauskristallisiert, daß ihre Manipulation eben keine Verschwörungstheorie gewesen ist. Die Wahlfälschung steht für den Bundesstaat Arizona inzwischen fest. Als nächstes macht sich deshalb Wisconsin daran, mittels einer forensischen Untersuchung der Wahl jene Wahrheit herauszufinden, von der „Verschwörungstheoretiker“ seit über einem halben Jahr wissen. Spannend müsste eigentlich bleiben, wie sich das weiterentwickelt, resp. was von der „Oligarchie“, einem wahren Quadrumvirat von Ideologen, „die Wissenschaft“, Medien & Politik unternommen werden wird, um zu verhindern, daß die Wahlmanipulation jetzt noch unerwünschte Folgen zeitigt, indem sie den Massen als Realität bekannt wird. Es gab diese undementierten Meldungen von Strategiepapieren, ausgetüftelt von Kognitions- und Massenpsychologen, die sowohl im Innenministerium von Sachsen-Anhalt als auch im österreichischen Innenministerium kursierten – und die sich der Frage widmeten, wie auf kommunikativem Wege eine Massenpsychose wegen „Pandemie“ herzustellen sei. Es wurde bekannt, daß der PCR-Test nicht geeignet ist, um Aussagen über Ansteckungsgefahren zu treffen. Es wurde bekannt, daß „Neuinfektion“ und „Inzidenzwert“ Begriffe sind, die keinesfalls ein Infektionsgeschehen abbilden, sondern ein Testgeschehen. Auch wurde nie verheimlicht, daß eine globale Elite rund um Prof. Klaus Schwab und dessen „World Economic Forum“ (WEF) die „Pandemie“ als historisch kurzes Zeitfenster zu interpretieren beliebt, innerhalb welchem sich die gesamte Weltwirtschaftsordnung ändern läßt – und daß sie diese „Chance“ unter allen Umständen zu nutzen gedenkt. Auch der kälteste April seit 92 Jahren und der kälteste Mai seit etwa 60 Jahren haben nicht dazu geführt, daß massenhaft gefragt werden würde, wie das mit der Erderwärmung im Rahmen des „anthropogenen Klimawandels“ zusammengeht. Die Mär vom aussterbenden Eisbären ist noch immer populär, obwohl feststeht, daß sich dessen Population binnen der vergangenen drei Jahrzehnte vervierfacht hat. Wie kann das alles sein?
Meinungsfreiheit
Die Meinungsfreiheit ist evident erodiert. Sie gilt nicht länger mehr als die Freiheit, seine Meinung unsanktioniert zu sagen, sondern allenfalls als die Freiheit, eine eigene Meinung zu haben- und dann, wenn es sich um eine „falsche Meinung“ handelt, sie in aller „Freiheit“ für sich zu behalten. Der Gegenwartsmensch in der westlichen Welt hat sich angewöhnt, alles auf sich selbst zu beziehen. Ein völlig groteskes Beispiel dafür lieferte ausgerechnet das „Wissenschaftsmagazin“ mit dem Namen „spektrum.de“. In einem Artikel über die Meeressaurier der Kreidezeit (144 – 65 Mio. Jahre vor unserer Zeit) hieß es, das Gebiet im nordwestlichen Afrika und dem angrenzenden Atlantik sei in der Kreidezeit „die gefährlichste Region der Erde“ gewesen. Den Homo Sapiens gibt es aber erst seit etwa 300.000 Jahren. Wer also hätte in der Kreidezeit definiert, was „gefährlich“ sein soll? Das Leben in der Kreidezeit war nicht „gefährlich“. Es war schlicht und einfach gänzlich unbeurteilt.
Dem heutigen Westmenschen gehört auch alles: Er hat seine Meinung, er hat(te) seine Freiheiten, die ihm gerade momentan, dadurch, daß sie ihm jederzeit auch genommen werden können, eigentlich bewußt werden müssten als das, was sie realiter sind – Erlaubnisse, Gestattungen und Zugeständnisse der „ultimativ revoltierenden“ Oligarchie nämlich, aber keinesfalls der Plural von „Freiheit“ -, ihm gehört in seiner Einbildung ein Möbelhaus, eine Krankenkasse und mindestens ein E-Mail Provider („mein Möbelhaus“, „meine Gesundheitskasse“, „mein gmx“), pausenlos bekommt er erzählt, auf ihn komme es an („deine Meinung zählt“, „mach mit“, „bring dich ein“) und außerdem hat er noch alle Rechte („Dein gutes Recht“, „Deine Ansprüche“). Seine eminente Wichtigkeit wird ihm tagtäglich ums Maul geschmiert („bleiben Sie uns erhalten, bleiben Sie fit und gesund, essen und trinken Sie dieses und jenes nicht“) – und das geht so weit, daß ihm sogar für seine eigene Scheiße noch gedankt wird (Fa. Franken-WC, Verleiher von Dixi-Toiletten für Baustellen und Großveranstaltungen, Werbeslogan: „Ihr Geschäft ist unser täglich Brot“). Was bewirkt das alles? – Eine ganze Menge, auf jeden Fall aber sehr viel Einbildung. Ein völlig bizarres Detail dieser generellen Einbildung ist die im Brustton der Überzeugung vorgetragene Ansicht, jede Meinung sei – offizielldemokratisch sozusagen – mit jeder anderen Meinung gleichberechtigt. Nicht wenige untermauern das von ihnen Gesagte am Schluß ihrer Rede gern mit einem fast trotzig wirkenden „Meine Meinung! Dazu stehe ich!“ – und wehe dem, der antwortet: „Ich scheiße auf deine Meinung. Du bist nämlich ein Dummkopf.“ Der Dummkopf: Realiter gibt es ihn wohl noch genau so wie eh und je. Gewißheit ist jedoch: Niemand muß sich mehr von einem Klügeren als Dummkopf bezeichnen lassen. Schöne neue Welt? – Mitnichten. Das ist der Individualitäts-Knast!
Der Individualitäts-Knast
Der schlimmste Feind des Gedankens ist die Zerstreuung. In Millionen von Haushalten steht eine Zerstreuungsmaschine im Wohnzimmer, besser bekannt unter der Bezeichnung „Fernseher“. Tausend und ein Programme. Wer unter der Last der Gedanken, die er sich alltäglich zu allem möglichen machen muß, ein gewisses Unwohlsein entwickelt, dem hilft die Zerstreuungsmaschine. Sich zu zerstreuen, ist des Sklaven „gutes Recht“. Absolut darf er sich jeden Heile-Welt-Scheiß mit „menschlichen Lösungen“ für allerlei ausgedachte Probleme fiktiver Mitmenschen „reinziehen“. Nach hundert „Tatorten“ und fünfzig Folgen „Wilsberg“ weiß er: Das Gute arbeitet immer im Polizeigebäude. Der Bergdoktor, das Traumschiff, mit Rosamunde Pilcher in Cornwall, die Schwarzwaldklinik, die Nachrichten von der netten Frau vorgelesen, Let´s Dance, Bauer sucht Frau – usw.usf. – das alles stiehlt ihm die Zeit, sich mit sich selbst und der Realität auseinanderzusetzen. Das empfindet er als Erleichterung seines Lebens. Er entspannt sich mit der Zerstreuung – und behauptet steif und fest, das sei sein „gutes Recht“. Aus der Kombination des „Wissens“ um sein „gutes Recht“ und dem zähneknirschenden Eingeständnis wiederum, daß alle anderen natürlich auch ihr jeweils „gutes Recht“ haben, resultiert dann die Unterteilung der Welt in „gefällt mir“ und „gefällt mir nicht“ resp. „den mag ich“ und „den mag ich nicht“. Diese Unterscheidung hat dann größte Relevanz. Der Sklave darf durchaus seine Animositäten haben, so lange sie sich gegen die „richtigen“ richten. Den Gipfel seiner persönlichen Freiheit bzw. dessen, was er damit verwechselt, hat jemand erreicht, der sich im Stadium des „Mir doch egal, was die Leute von mir denken. Ich bin so wie ich bin. Das ist mein gutes Recht“ befindet, und sich selbstbewußt in die Einsamkeit seiner „Freiheiten“ verabschiedet, womit er als Widerstandselement gegen die „ultimative Revolution“ der Oligarchen zum Totalausfall wird. So haben sie´s gern, die ultimativrevolutionären Oligarchen. Jede Wette, daß sie eine Menge von Kognitions- und Massenpsychologen fürstlich dafür bezahlen, daß die sich immer weitere Steigerungen der medialen Narkosedosis einfallen lassen.
Es ist auch anders schier nicht zu erklären, daß die realen Ungereimtheiten, mit denen sich der vermeintlich freie Mensch im freien Westen täglich konfrontiert sehen müsste, zu keinerlei sinnvoller Reaktion führen. Alles ist Entertainment. Für dich! Dein RTL! Wie Neil Postman schon 1985 im Titel seines Bestsellers feststellte: „Wir amüsieren uns zu Tode“. Postman ist nicht umsonst im folgenden Jahr mit dem Orwell-Award ausgezeichnet worden. Die Freiheit des Sklaven im Gefängnis seiner eigenen Wichtigkeit besteht darin, Zerstreuung, also Amüsement zu suchen, wenn ihm das Nachdenken, das Nachfragen, das „sich-selber-schlau-machen“ zu anstrengend wird. Und je wichtiger er sich nimmt, desto drückender kommen ihm die Probleme auch vor, vor denen er zu fliehen bereit ist. Sein „gutes Recht“. So vermischen sich allmählich Realität und Traum. Bestandteil seiner eminenten Wichtigkeit ist nämlich, daß der Sklave die Zerstreuungsmaschine in seinem Wohnzimmer als die Realität seines Lebens begreift. Evident steht diese Maschine da. Es ist seine so sehr wie das Wohnzimmer auch. Er kann mit seiner Maschine machen was er will. Ausgeschlossen, daß umgekehrt die Maschine etwas mit ihm anstellen könnte, das er eigentlich nicht will. Er kontrolliert die Maschine, nicht die Maschine ihn selbst. Ein Fernseher kann ihm doch nichts weismachen? Ihm doch nicht? Das ist doch nur ein Gerät! Davon ist er überzeugt. Seine Meinung. Punkt. Am besten ist übrigens eine „schöne Meinung“.
Die schöne Meinung ist die richtige Meinung
Sich vom Fiskus ausnehmen zu lassen wie eine Weihnachtsgans, wäre eigentlich nicht schön, weil man sich dadurch, daß man es sich gefallen läßt, ein bißchen blöd und machtlos vorkommen müsste. Ganz anders sieht die Sache aus, wenn man sie umdefinieren kann, z.B. in eine „gesellschaftliche Solidaritätspflicht“. Schon paßt der Laden wieder und Verdammung haben diejenigen verdient, die beim Steuerbetrug erwischt werden. Nicht etwa, weil sie Steuern hinterzogen hätten – das ist nur die scheinobjektive Begründung für die Häme des Sklaven, welche sie trifft – nein, sie sind zu verdammen, weil sie die Richtigkeit seiner Umdefinierung von Raub in Solidarität in Zweifel gezogen haben. Daß die richtig ist, darauf ist angewiesen, wer sich selbst nicht als defizitär begreifen will. Was sein gutes Recht ist. Niemand soll sich als defizitär begreifen müssen, der anständig solidarisch gewesen ist. Sich hingegen zu fragen, ob die höchste Steuerquote der Welt mit Solidarität noch etwas zu tun haben kann, oder ob es sich nicht vielmehr um die mangelnde Solidarität von Regierung mit Regierten handeln könnte, bärge die Gefahr, jenes inneren Friedens verlustig zu gehen, den der Bergdoktor gerade erst wiederhergestellt hatte. Niemand muß sich seinen inneren Frieden stehlen lassen. Das ist sein gutes Recht. Das ist Freiheit, meine Herren. Und die Deutschen sind eine Kulturnation. Volk der Dichter und Denker, Volk der Erfinder und Ingenieure auf ewig. Das muß man sich nicht ausreden lassen. Das ist auch ein „gutes Recht“. Zuletzt wäre wieder etwas „umstritten“, was Stress bedeuten würde, dessentwegen man sich zerstreuen müsste.
Es ist wohl so: Die Gewißheiten, in denen der Durchschnittsdeutsche heute lebt, sind ein Dekadenzphänomen. Das Weltklima retten. Die „Pandemie“ besiegen. Geschlecht für ein soziales Konstrukt halten. Die Realität für ein je individuelles Konstrukt halten. Alle „die Menschen“ für gleich halten -usw.usf. So lange die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen im Großen und Ganzen so sind, daß er sich die Situation in seinem bewußtseinsmanipulierten Sklavendasein per Umdefinierung des Evidenten noch schönreden kann, so lange wird er sich mit Huxleys „ultimativer Revolution der Oligarchen“ aus Bequemlichkeitsgründen arrangieren. Es ist ja auch nicht so, daß sich nicht via Entertainment eine seriöse Teilhabe am löblichen „gesellschaftlichen Diskurs“ simulieren ließe. Sollen „wir“ eine „gendergerechte Sprache“ einführen oder nicht? Wäre Laschet besser als Baerbock? Sollen Motorräder an Sonntagen noch fahren dürfen? Was gibt es eigentlich alles, von dem man fordern könnte, daß es Anderen verboten werden soll?
Und so denkt er eben „schön“, der Sklave in der völligen Knast-Freiheit seiner eigenen Wichtigkeit. Seine Freiheiten sind noch viel besser als die einfache Freiheit, weil Freiheiten schließlich der Plural von Freiheit sind – und weil mehr von allem in der Materialistenwelt immer erstrebenswert ist. Und die Vielzahl der Gerechtigkeiten, die er kennt! Dagegen kann die einfache Gerechtigkeit nicht anstinken. Gerchtigkeit ist out, Gerechtigkeiten sind in. Ein großes Lob und viel Anerkennung erhält, wer ein hörenswertes Referat zum Thema „Die Rassengerechtigkeit als Teilaspekt der sozialen Gerechtigkeit unter Berücksichtigung der Geschlechtergerechtigkeit“ halten kann. Die Gesellschaft wird immer „demokratischer“, die Welt wird „gerechter“, alles wird immer „freier als frei“. Viren sind tödlich, der aktuellste ist „am tödlichsten“. Und der Wetterbericht ist „der aktuellste“. Das ist Freiheit: Daß sich der Durchschnittsdeutsche das Maul fusselig reden darf über Sachverhalte, die extra zu diesem Zweck „ausdifferenziert“ wurden an der Realität vorbei. „Ist die AfD gefährlich?“ – darüber lohnt es sich gar nicht mehr nachzudenken. Wer richtig nachdenken will, der muß fragen: „Wie gefährlich ist die AfD?“. Oder: „Wie gut regiert Angela Merkel?“ Ob „wir“ allesamt in der Hitze des wandelhaften Weltklimas verbrennen werden, ist nicht die Frage. Die Frage ist: Wann werden wir verbrennen? Wie werden wir verbrennen? Wird es „uns“ gefallen oder nicht? Da wird der Gelassene zum Getriebenen, wenn er sagt, hach ja, schau´ mer halt mal. Was für ein unverantwortliches Subjekt!
Es stimmt schon: Die gezielte Verblödung der Massen ist äußerst hilfreich bei der Umsetzung der „ultimativen Revolution“. Deshalb wird diese Verblödung auch intensiv vorangetrieben seit etwa einem halben Jahrhundert, ursprünglich von denen, denen man damals bereits nachsagte, sie bestritten alles außer ihrem eigenen Lebensunterhalt. Besonders zügig vorangetrieben wird sie aber seit dem Amtsantritt Merkels, einer bekennenden Anhängerin der Singerschen Theorie von der unüberwindlichen Herrschaft des Präferenzutilitarismus, die im Grunde besagt, daß alles Denken ohnehin nur der Rechtfertigung des Willens dient. Vorangetrieben wird die kollektive Verblödung auch mit der Dekonstruktion von fast allem, auf dem die deutsche und die europäische Kultur einst fußte. Aus dem vormals „christlichen Abendland“ mitsamt der Hegemonie seiner kulturellen Dogmen wurde ein „dummes Gutenachtland“ mit viel Einbildung zur Wichtigkeit der je individuellen Meinung. Undenkbar, daß hierzulande noch etwas erfunden, gebaut oder exportiert werden könnte, von dem die ganze Welt sagen würde: „Wow, diese Deutschen!“ Realisten lachen sich derweilen schief über die freiheitlichen Fortschritte aus dem modernen „Deutschland der Globalmenschlichkeit“. Ab und zu taucht einmal ein kleiner Mann aus Deutschland bei den Realisten auf, steigt aus dem Flugzeug aus, stellt sich als Außenminister vor, und sagt dann, daß es egal sei, ob er die Mittel habe, seinen schönen Worten notfalls Nachdruck zu verleihen oder nicht, weil die Schönheit seiner Rede allein schon auszureichen habe. Wenn er wieder weg ist, seufzen die Realisten resigniert und ermahnen sich gegenseitig, ein solch unsubstantiiertes Gewäsch müsse man sich eben erst einmal höflich und geduldig anhören, ehe es ans freundschaftliche Abkassieren geht. Weil eben alles seinen Preis habe.
Restauration?
Ließe sich die „ultimative Revolution von oben“ noch aufhalten? Würden sich Verstand und Realitätssinn wieder herstellen lassen? – Eher nicht. Schon deswegen nicht, weil zu viel Zeit verstreichen würde, wenn man dazu „lautere Mittel“ anwenden würde, als da wären die Einflußnahme auf die öffentliche Meinung, die Ochsentour durch die Parteien und Parlamente, Überzeugungsarbeit in den Redaktionen usw.usf. Unterdessen würde die „ultimative Revolution von oben“ weiterlaufen und ihre Fortschritte machen. Unlautere Mittel müsste man zur Anwendung bringen, aber das will auch niemand – und vor allem gibt es auch niemanden mehr, der dazu in der Lage wäre. Weder materiell noch psychisch. Egal, wie gern jemand den mit den Ultimativrevolutionären kollaborierenden Kulturmarxisten die Krägen umdrehen würde, es geht faktisch nicht. Das einzige, worauf man vielleicht noch hoffen kann, ist, daß es die Ultimativrevolutionäre samt ihren progressistischen Helfern übertreiben, etwa aus einem brisanten Zeitdruck heraus, den sie dadurch erkennen könnten, daß ihnen „die Rechte“ auch international zunehmend auf die Pelle rückt. Die „Pandemie“ ist total heißes Gelände. Dann könnte sein, daß ganz Wolkenkuckucksheim endlich aufwacht und sich ohrenbetäubendes Wutgeschrei erhebt. Daß es aber so weit noch kommen wird, ehe der Sack gar zu ist, darf bezweifelt werden. Der Aufenthalt im Privatgefängnis der eigenen Wichtigkeit ist schon sehr komfortabel. Diesen Komfort gibt kein Sklave seiner „Freiheiten“ gern freiwillig auf.